Dicke Jacken im Auto gefährden Babys und Kinder

Die kuschelige Daunenjacke oder der dicke Schneeanzug können im Autositz zum Risiko werden. Auch wenn dein Baby oder Kleinkind korrekt angeschnallt ist, verringert der dicke Stoff unter dem Gurt seine Rückhaltekraft und kann im Ernstfall schwere Folgen haben. In diesem Beitrag zeigen wir dir, warum dicke Jacken im Autositz gefährlich werden können und welche Alternativen sicher sind.

Der Effekt von Luftpolstern unter dem Gurt

Dicke Winterkleidung – vor allem Daunen, wattierte Overalls oder gefütterte Jacken – enthalten viele Lufteinschlüsse. Diese Luft sorgt zwar für kuschelige Wärme, wird aber beim Anschnallen zusammengedrückt. Das Problem dabei: Der Gurt scheint sich festzuziehen, doch tatsächlich liegt er nicht direkt am Körper, sondern über mehreren Zentimetern Luft und Stoff. Im Alltag merkt man das nicht. Aber im Fall eines Unfalls verändert sich alles in Millisekunden. Denn wenn bei einem Autounfall der Aufprall erfolgt, presst die Wucht die Luft im Stoff zusammen, der Gurt sitzt plötzlich locker und dein Kind wird ungebremst nach vorne geschleudert. Selbst ein Spielraum von nur drei Zentimetern kann bei 50 km/h den Unterschied zwischen Schutz und schwerer Verletzung ausmachen. Bedeutet: Der Gurt schützt nur dann zuverlässig, wenn er flach, direkt und eng am Körper anliegt. Und das ist mit einer warmen Daunenjacke schlicht unmöglich.

Wenn du es dir dennoch schwer vorstellen kannst, teste einmal selbst: 

1. Zieh deinem Kind eine dicke Jacke an.
2. Schnall es an, so fest wie gewohnt. 
3. Öffne den Gurt, ohne etwas zu verändern und zieh dann die Jacke aus.
4. Setze dein Kind wieder hinein und schnall erneut fest.

Du wirst staunen, wie viel fester du diesmal ziehen musst, bis der Gurt wirklich anliegt. Und dieser Unterschied kann Leben retten.

So schützt du dein Kind richtig: Wärme ohne Risiko

Sicherheit bedeutet nicht, dass dein Kind während der Autofahrt frieren muss. Die Lösung liegt in der Schichtung und der Reihenfolge. Beim Autofahren gilt die Regel: Dünn anschnallen, warm zudecken.

Nutze dünne, eng anliegende Kleidung als Basis: Ein Body, ein Longsleeve, eine Strumpfhose oder Leggings und ein leichter Overall reichen vollkommen aus. Wichtig ist, dass nichts aufträgt oder Luftpolster bildet. Erst danach - über den Gurt - kommt die wärmende Schicht. Decke dein Kind nach dem Anschnallen mit einer warmen Decke, einem speziellen Autositz-Fusssack oder der ausgezogenen Winterjacke als Decke zu. So bleibt die Rückhaltewirkung des Gurtes erhalten und dein Kind friert dennoch nicht. Bist du wegen der Temperaturen unsicher, lege dir einfach eine Decke für Notfälle ins Auto.

Für Babyschalen gilt: Nutze Fusssäcke, die über die Schale gespannt werden. Nicht darunter! Achte darauf, dass keine zusätzliche Polsterung unter dem Gurt liegt. Selbst Fleeceeinlagen können bei starken Gurtdruckverformungen gefährlich werden.

Extra-Tipp: Nutze die sogenannte „Zwei-Finger-Regel”: Wenn du nach dem Anschnallen problemlos zwei Finger zwischen Gurt und Brust schieben kannst, ist er zu locker. Und: Der Gurt darf nicht über dicken Stoff, Falten oder Füllmaterial verlaufen.

Mützen, Schals und dicke Kapuzen sind ebenfalls ein Risiko

Auch Mützen, Schals und dicke Kapuzen können im Autositz zur Herausforderung werden. Sie verändern oft die Sitzposition und damit die Lage des Gurts. Wenn der Kopf durch eine voluminöse Mütze nach vorne gedrückt wird oder ein Schal im Nacken liegt, kann das den Schutz im Ernstfall deutlich verringern. Besser ist es, auf zugelassene, dünne Winter-Accessoires zu setzen: leichte Fleece-Mützen, speziell für Babyschalen entwickelte Fusssäcke oder wärmende Sitzauflagen. Sie halten dein Kind angenehm warm, ohne die Sicherheit zu beeinträchtigen. Und sprich ruhig mit anderen über dieses Thema. Viele Eltern, Grosseltern und Betreuungspersonen wissen gar nicht, wie gross das Risiko wirklich ist.

Fazit: Sicherheit beginnt mit Bewusstsein

Eltern wollen ihr Kind schützen – und genau das tust du, wenn du im Winter auf dicke Jacken im Autositz verzichtest. Was auf den ersten Blick übervorsichtig wirkt, ist in Wahrheit echte Verantwortung: Dein Kind sitzt sicherer, der Gurt kann wirken und du kannst mit einem guten Gefühl losfahren. Denn dieser kleine Unterschied kann im Ernstfall alles verändern.